Kulturhistorische Route


Folge der Route

Porto Mandracchio

In der Seemannssprache wird als “mandracchio” ein begrenzter Teil des Wasserspiegels bezeichnet, den kleine Boote als Schutzhafen nutzen. In Grado hat der Hafen, in den der Kanal der Lagune mündet, die Form eines spiegelbildlichen “Y”. Er wurde Beginn des 19. Jhdts ausgehoben und mit Beton verschalt, um die Boote vor Sturmflut und starkem Nordostwind zu schützen. Somit war es den zahlreichen Fischerbooten möglich, jederzeit einen frischen Fang in der Lagune sicherzustellen und die Ausfahrt, außer bei schlechten Wetterverhältnissen, zu gewährleisten. Heutzutage arbeitet die Genossenschaft der Fischer mit den vielbesuchten Fischhandlungen zusammen. Ebenso haben sie das Projekt „Zero miglia“, eine innovative „Osteria del mare“ am Ende des Riva Dandolo eröffnet. In der Vergangenheit hätten wir längs des Kanals fünf Fischfabriken, in denen Sardinen verarbeitet und in Öl konserviert wurden, angetroffen. Die erste wurde bereits Ende des 19. Jhdts. von dem Wiener Carl Warhanek gegründet. Rasch folgten die anderen, eine davon war im Besitz einer französischen Gesellschaft für Lebensmittelkonservierung. Die Produktion war äußerst erfolgreich und somit wurden 200 Arbeitsplätze geschaffen. In den darauffolgenden Jahren entstanden zwei weitere Fisch- und, auf der gegenüberliegenden Seite des Kanalufers, eine Eisfabrik : eine perfekte Optimierung der Logistik, und das nicht nur in modernen Zeiten! Heute ankern in der Gabelung des schon erwähnten „Y“ Sportboote, oftmals mit ausländischer Flagge. Laut geschichtlichen Informationen gab es eine kleine Fähre, die zwischen den gegenüberliegenden Ufern des Kanals pendelte.1888 startete die Schifflinie Grado-Aquileia. Es fällt nicht schwer, sich das rege Leben um den Hafen vorzustellen. Dampfboote brachten die Touristen, die mit der Eisenbahn aus Wien oder Prag bis nach Belvedere gefahren waren, auf die Insel. In einer Fremdenverkehrswerbung aus dem Jahre 1924 sehen wir auch verschiedenste Dampfer, die Grado mit Triest verbinden. Die Fahrt dauerte 1 und ¾ Stunden. Am meisten frequentiert waren aber die Fähren von der „Strada Mosconi“ nach Grado. Erst in den 30iger-Jahren wurde die Drehbrücke, die das Festland mit der Insel verknüpft, fertiggestellt. Nach der Überfahrt wurden die Urlauber von den Portieren der Hotels und Pensionen in Empfang genommen. Antike Ansichtskarten zeigen uns die exklusiven Hotels und modernen Kaffeehäuser rund um den Hafen und man kann sich die Atmosphäre vor der Urbarmachung gut vorstellen. Der Hafen ist sicherlich der Mittelpunkt Grados, unvermeidbare Zwischenstation bei einem Spaziergang durch die Altstadt oder am Weg zum Strand. Von hier starten auch die Ausflüge in die Lagune. Und am Hafen, immer am ersten Sonntag im Juli, beginnt und endet die jahrhundertealte Tradition des „Perdòn de Barbana“, der Prozession in die Lagune mit den geschmückten Booten. Dieses religiöse Fest ist bei Einheimischen und Touristen wegen ihrer Unverfälschtheit und suggestiven Momente sehr beliebt. Nicht zuletzt wird am Hafen, im Rahmen der Veranstaltung „Presepi a Grado“ , einer der reizvollsten Krippen am Wasser aufgebaut. Sie ist Ausgangspunkt für eine Tour durch die verschiedenen Teile der Stadt, in denen eine Vielfalt von Krippen, eine Mischung von Kreativität und heimischer Phantasie, ausgestellt ist. Und hier hat der Maestro Franco Battiato 1982 im Album „L’arca di Noè“ …….am Ostersonntag eine ZWISCHENLANDUNG IN GRADO gemacht….“

Das Castrum

Während der österreichisch-ungarischen Monarchie als auch nach der Vereinigung mit Italien fanden in Grado zahlreiche archäologische Ausgrabungen statt. Dank derer wurde das Castrum entdeckt: jüngste Recherchen und entsprechende eingehende Studien der Oberaufsicht für archäologische Güter in Friaul Julisch Venetien führen die Entstehung des Castrums auf die erste Hälfte des 6. Jhdts. n. Chr. zurück. Einige Gutachter der Heimatforschung, aufgrund mittelalterlicher Textquellen, datieren diese sogar Anfang 5. Jhdt n.Chr. Die befestigte Siedlung der Spätantike hatte die interessante Grundform einer „flachen Sohle“ und war mit einer etwa 3m ( laut des römischen Längenmaßes 9 -10 Fuß ) breiten Stadtmauer versehen. Die Gründungsebene befand sich circa 2,5 m unter dem heutigen Stadtboden und Teile der Begrenzung sind an einigen Stellen im malerischen Stadtkern erkennbar. Im Laufe der Zeit überlagerte die Altstadt mit Häusern, Plätzchen und Gässchen den antiken Kern; der Mauerring bestand wahrscheinlich aus kleinen, regelmäßigen Blöcken aus Sandstein; er war etwa 5-6 m hoch , 360 m lang und im Norden 50 sowie im Westen 90 m breit. Wie man in Porta Nuova vermuten kann war die Mauer mit 9 Türmen, rechteckig oder vieleckig, ausgerüstet; im Osten und im Südwesten sind Überreste von zwei der sechs Tore lokalisierbar. Die Grenze im Westen war von der heutigen Piazza Duca d’Aosta und der Via Gradenigo beschränkt : die Häuser, die an die ehemalige Kirche S. Rocco angrenzen, wurden als „außerhalb“ (al di fora) definiert. Calle del Palazzo und Calle Lunga hingegen verliefen innerhalb der Mauern. Obwohl die Befestigung in erster Linie der Verteidigung der Stadt diente, kann man aufgrund der Begrenzungslinie und der wachsenden Besiedelung innerhalb der Mauern eine maßgebliche sozialökonomische, militärpolitische und nicht zuletzt auch religiöse Veränderung feststellen: die rasche Entwicklung und Zunahme an Macht von Gradus, mit der Bedeutung „Stufe“, „Anlaufhafen“, „Anlegeplatz am offenen Meer“ machen sie zu einem wahren Stadtzentrum, nachdem es seinen Hafen in die Dienste Aquileias stellt; Aquileia, 181 v. Chr. gegründet, besaß einen großen Flusshafen; 452 zerstören die Hunnen Attilas die römische Großstadt und Grado bietet Bevölkerung und Klerus einen Zufluchtsort. Somit wird es Zentrum der kirchlichen Macht , ausschlaggebend sind die Präsenz des Bischofs und des Patriarchen Aquileias. Historisch gesehen kann Grado als „Tochter“ Aquileias und auch „Mutter“ von Venedig betrachtet werden: laut Legende besiedelten die Bewohner Aquileias, nach der Flucht nach Grado, die Inseln der Lagune bis zu „Rivus Altus“ , Ursprungsort des zukünftigen Venedigs. Aber auch die Autorität des Klerus ist von Bedeutung. Bis zum Untergang der byzantinischen Herrschaft übten die gradeser Patriarchen große Macht und Kontrolle über ausgedehnte Gebiete an der Oberen Adria aus. Später entwickelte sich Venedig, immer in Diensten des Patriarchen von Grado, zum religiösen Mittelpunkt. Im 12 Jhdt. verlegte er sein Domizil nach Venedig und kehrte nur zu besonderen Anlässen nach Grado zurück. 1451 beendet die päpstliche Bulle die patriarchalische Tradition Grados zugunsten des Patriarchen von Venedig. Um sich das Castrum besser vorstellen zu können ist es ratsam, die eindrucksvolle Basilica di Santa Eufemia zu besichtigen und sich dem Hauptaltar zu nähern: das darunterliegende Bodenmosaik stellt es in stilisierter und beeindruckender Form dar !

Basilika Santa Maria delle Grazie

Auch wenn sie im Vergleich zur Basilika Santa Eufemia kleiner ist, ist Santa Maria delle Grazie ein sehr bedeutendes Gotteshaus und ihr Besuch ist ein fester Bestandteil des frühchristlichen Grado-Rundgangs. Das äußere Erscheinungsbild ist eher schlicht, aber das dreibogige Fenster im oberen Teil der Fassade, das mit Säulen und Kapitellen aus der Römerzeit stammt, ist beeindruckend. Diese kleine Basilika hat, im Vergleich zu den ältesten christlichen Gotteshäusern an der oberen Adria, eine ungewöhnliche architektonische Entwicklung. Im Inneren stellt man einzigartige Details von großem historisch-künstlerischem Interesse fest: nach Ansicht einiger Experten ist die Apsis von Santa Maria delle Grazie in syrischem Stil erbaut. Auffallend sind die zwei Bodenhöhen mit etwa einem Meter Unterschied, die während der Restaurierungsarbeiten der 20er Jahre rekonstruiert wurden: die Ebenen des Mittelschiffs und des rechten Kirchenschiffs bestätigen die zwei Bauphasen. Vor der Entstehung der beiden Kirchen gab es jedoch eine rechteckige Aula mit einem wasserdichten Estrichmörtelboden (cocciopesto genannt). Dem späten 4. Jhdt. zugeordnet war sie wahrscheinlich die erste christliche Kultstätte des antiken Gradus. Mitte des 5. Jahrhunderts wurde die erste vollständige Basilika, die der untersten Etagenfläche entspricht, errichtet. Sie wird nach einem Brand für einige Zeit verfallen gelassen und dann in das große Bauprojekt, das der Patriarch Elija in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts beauftragte, eingegliedert. In dieser letzten Phase wurde der Boden erhöht. Einige Elemente der Basilika sind noch vorhanden, wie das aktuelle rechte Kirchenschiff , in dem ein schöner Teil des Fußbodens mit geometrischen Verzierungen, großen stilisierten Blumen mit vier Blättern und Inschriften von Stiftern erhalten geblieben ist. Ein Großteil der Apsis mit den zweibogigen Fenstern, die sogenannte Kathedrale, die Stühle und die Presbyterialbank aus Stein und Marmor stammen aus dem 5. Jahrhundert. Wir müssen uns vorstellen, dass die hydrogeologische Situation des gesamten Gebietes in der Antike völlig anders war. Angesichts der Beschaffenheit des Untergrundes wäre es undenkbar, wenn nicht gar unmöglich gewesen, unterirdische Krypten zu errichten. Ähnlich wie bei der Basilika Santa Eufemia entstanden links und rechts von der Apsis die Prothesis und das Diakonikon, die in S. Maria delle Grazie individuell miteinander verbunden sind. Diese beiden kleinen Seitenräume wurden von den Gläubigen genutzt, um die Spenden zu hinterlegen, sie dienten für die Vorbereitung der liturgischen Feiern und zur Aufbewahrung der heiligen Reliquien. Aus der «Elianischen» Periode stammen die Säulen, fünf auf der rechten und ebenso viele auf der linken Seite, mit den schönen Kapitellen, die hauptsächlich aus architektonischen Teilen von älteren Gebäuden hergestellt sind. Der Altar ist zeitgenössisch, während der Zaun teilweise mit authentischen Teilen erneuert wurde: besonders bedeutend sind die abgebildeten Tiere, fast sicher das Werk von Meistern aus Aquileia, die im gradeser Castrum lebten. Die Symbolik der Tauben, der Pfaue und Lämmer ist für uns heute vielleicht nicht sofort verständlich, während sie früher sehr verbreitet und wichtig war. Vor allem in der Barockzeit und im '800 wurde eine Reihe von internen und externen Änderungen in S. Maria delle Grazie vorgenommen. Bei den mehrfachen Restaurationsarbeiten im 20. Jhdt. wurden diese aber wieder beseitigt und die authentische Struktur statisch konsolidiert. Wie bei dem nahe gelegenen Dom ist auch hier, aufgrund der in der Vergangenheit vorgenommenen Veränderungen , der vierseitige Säulengang vor der Fassade verloren gegangen. Vor der Kirche sind die Grenzen dieser ehemaligen Veranda auf den Pflastersteinen markiert . Der Name Santa Maria delle Grazie geht auf die gleichnamige Statue, die sich im linken Kirchenschiff befindet, zurück. Die «Cesa de le Grasie»,( die Kirche der Grazie) auch «de le Femene» ( „der Frauen“) genannt, repräsentiert die Verehrung für jene Frau, die traditionell die Fürbitte zwischen den Menschen und dem Göttlichen symbolisiert.

Basilika Santa Eufemia, Baptisterium, Lapidarium

Die frühchristliche Basilika Santa Eufemia ist das Kernstück der Altstadt von Grado. Trotz der beachtlichen Größe und der bedeutenden Kunstwerke überwiegt in der Kirche ein Gefühl von Geborgenheit. Dank der archäologischen Ausgrabungen, in verschiedenen Epochen durchgeführt, wurden Kultstätten gefunden, die bereits vor der heutigen Basilika existierten : eine Aula vom Ende des IV. Jhdt., in der Bestattungsrituale stattfanden, und eine Basilika aus der zweiten Hälfte des V. Jahrhunderts; die Überreste befinden sich unter der heutigen Kirche. Die Basilika wurde 579 vom Patriarchen Elija eingeweiht und nach der Heiligen Euphemia, Märtyrerin von Chalkedon unter Diokletian und Patronin von Rovinj in Istrien, benannt. Die antike Stadt Chalkedon, die einem Viertel des heutigen Istanbul entspricht, war 451 Sitz des großen Ökumenischen Konzils, das in der örtlichen Basilika Euphemia abgehalten wurde. Der gradeser Dom wurde später auch den Heiligen Ermacora und Fortunato, den ersten Märtyrern von Aquileia und Patronen Friauls, gewidmet. Er hat eine originale architektonische Struktur aus Ziegelsteinen und Sandstein , die vor allem von außen gut ersichtlich ist, da bei der Restaurierung Mitte des 19. Jahrhunderts fast alle architektonischen Änderungen der jüngeren Vergangenheit entfernt wurden. Die Säule in der Mitte des angrenzenden Campo dei Patriarchi, auf dem sich das einzigartige Patriarchalkreuz befindet, ist ein deutliches Beispiel dafür. Sie war Bestandteil eines vierseitigen Säulenganges aus dem 6. Jhdt. Im Inneren der Basilika hingegen sehen wir zwei Reihen von Säulen, die die drei Schiffe bilden und die mit Materialien diverser Herkunft erbaut wurden. In der Tat verwendete man in verschiedenen Epochen unterschiedliche Arten von Marmor, wie zum Beispiel bei den Kapitellen. Einige wurden aus dem Stein von Aurisina aus dem nahe gelegenen Karst von Triest errichtet. Von seltener Schönheit , aus der Zeit des Elija, ist der eindrucksvolle Mosaikboden, der in der zweiten Nachkriegszeit vereinzelt mit helleren Teilen erneuert und mit Inschriften zum Gedenken an die Spender sowie geometrisch-ornamentale, aber auch symbolische Gravierungen verziert wurde: eine sich wiederholende verschalte Dekoration , die stilisierte Zeichen der Meereswellen an der Küste reproduziert. Unter den mittelalterlichen Meisterwerken im Inneren von Santa Euphemia sticht der romanische Ambo mit den Symbolen der vier Evangelisten und einer darüberliegenden maurischen Kuppel hervor; aus dem vierzehnten Jahrhundert sind sowohl die bunten Fresken der Apsis und die fein gearbeitete Schaufel aus vergoldetem Silber erhalten geblieben. Eine presbyteriale Umzäunung, mit authentischen Teilen wiederhergestellt, umschließt sowohl den Hochaltar als auch den Fußboden aus dem Jahre 1950, der das antike «Castrum» mit dem offenen Meer und der Lagune repräsentiert. An den beiden Seiten befinden sich die «Pastaphorien», kleine Räume, die ursprünglich für die Aufbewahrung von sakralen Gewändern, liturgischen Gegenständen und nicht zuletzt Reliquien gedacht waren. Am Ende des rechten Kirchenschiffs sieht man das «Salutatorium», ein eindrucksvoller Raum mit Mosaikboden, in dem der Patriarch den Klerus empfing. Heute ist hier eine Kopie der Reliquie des Hl. Markus ausgestellt, das Original befindet sich in Venedig. Vom „Salutatorium“ führt ein moderner Flur zum «Lapidarium», einer kleinen Oase der Ruhe auf der Rückseite der Apsis des Domes: die archäologische und künstlerische Trennung ist von unschätzbarem Wert, auch wenn sie vielleicht nicht ausreichend bekannt ist. Wir laden Sie daher ein, es zu besuchen. Die chronologische Galerie umfasst die umfangreiche Sammlung von Grabsteinen, die aus zahlreichen Fragmenten von Marmordekorationen, Inschriften, Sarkophagen und Kapitellen besteht. Die Fundstücke gehen auf die heidnische Epoche , das Christentum , die byzantinische und die mittelalterliche Zeit zurück. Seitlich der Basilika, im Außenbereich, befand sich einst die bischöfliche und darauffolgend die patriarchalischen Residenz. Nebenan ragt der Glockenturm aus dem 15. Jahrhundert mit dem Erzengel Sankt Michael, ein Geschenk der Venezianer, empor. Sankt Michael, von den Gradesern vetraulich „Anzolo“ genannt, zeigt mit dem rechten Arm und dem ausgestreckten Zeigefinger die Windrichtung an. Von der gegenüberliegenden Seite des Doms gelangt man zum Baptisterium, das, obwohl mehrfach umgebaut, seine emblematische achteckige Form und Spuren eines schönen Bodenmosaiks aus dem 6. Jahrhundert bewahrt hat. Im Inneren befindet sich das Taufbecken mit sechs Seiten, das an die Tradition der Taufe durch Untertauchen erinnert. Wieder im Freien, inmitten von Sarkophagen aus der Römerzeit, die im Habsburger Grado 1860 gefunden wurden, glaubt man gerne an die merkwürdige Inschrift des größten Sarkophags, Grabmal von Ehegatten, die viele Jahre «. . . SINE ULLA QUERELLA» oder, wenn auch nicht ohne zu streiten, „OHNE SICH ZU BESCHWEREN“ lebten!

Piazza Biagio Marin und Basilica della Corte

Der weitläufige Platz, der sich an der südlichen Grenze der Altstadt von Grado erstreckt, ist heute nach dem Dichter und Schriftsteller Biagio Marin benannt. Ursprünglich war er der Piazza della Corte und später Piazza della Vittoria. Neben der Basilika der S. Maria delle Grazie befindet sich das Geburtshaus von Biagio Marin. Sein letzter Wohnsitz liegt in der Nähe des Meeres, welches ein immer wiederkehrendes Thema seiner im gradeser Dialekt verfassten Gedichte ist. In seinem langen Leben , fast das gesamte 20. Jhdt., gab es tragische Ereignisse, wie der I. Weltkrieg, an dem er aktiv teilnahm, und der II. Weltkrieg, in dem er seinen Sohn Falco verlor. Nach ihm ist die Stadtbibliothek der Insel benannt; Biagio Marin, im Habsburger Grado geboren, wurde in Görz, Pisino und Wien, aber auch in Florenz ausgebildet und wirkte später im Kulturbereich des italienischen Julisch Venetiens; Anfang der 20er Jahre unterrichtete er in Görz und seine Methoden waren für die damalige Zeit so innovativ, dass er die Hauptstadt des Isontino verlassen musste; Er kehrte zu seinen Wurzeln zurück und war viele Jahre Direktor des damaligen Strandbetriebs, danach lebte er lange Zeit in Triest, wo er wieder lehrte; Biagio Marin war Bibliothekar der Generali- Versicherungen und setzte sich für die Gründung des örtlichen Vereins für Kultur und Künste, dem er später als Ehrenpräsident vorstand, ein. Von der Universität Triest erhielt er den Ehrendoktortitel für seine literarische Produktion. In den 80er Jahren beendete er auf seiner «goldenen Insel» ein Leben, das aufgrund seines Temperaments reich an Kritik und Auseinandersetzungen war; Es fehlte jedoch nicht an renommierten literarischen Auszeichnungen, Würdigungen und Wertschätzungen verschiedener Persönlichkeiten aus Kultur und Presse. Darunter Pier Paolo Pasolini, nach dessem schrecklichen Tod Biagio Marin «El critoleo del corpo fracassao» («Das Knirschen des zertrümmerten Körpers») veröffentlichte, und Claudio Magris, der den gradeser Dichter mit «Ich schulde dir so viel von dem, was ich bin» würdigte – ein Briefwechsel mit Biagio Marin. Zurück auf unserem Platz gilt die besondere Aufmerksamkeit der «Casa della Musica», einem der ältesten Eckgebäuden von Grado Vecchia, das im Laufe der Jahrhunderte auf einem Teil der Mauern des Castrum errichtet wurde. Es war der Sitz der Stadtkapelle zu Zeiten Österreichs. Nach einer sorgfältigen Restaurierung beherbergt es heute Ausstellungen von historisch-künstlerischem Charakter und kulturelle Veranstaltungen. Auf dem Fußboden vor der «Casa della Musica» ist der Umriss des achteckigen Baptisteriums aus frühchristlicher Zeit wiedergegeben. Es gehörte zur antiken Basilika della Corte . Die Reste sind in der eindrucksvollen Ausgrabungsfläche , die einen großen Teil des Platzes einnimmt, sichtbar: hier kann man Mauerreste, Fragmente des Mosaikfußbodens und, vor der alten Fassade wo sich der Friedhof befand, einige Sarkophage bewundern. Wie S. Maria delle Grazie und S. Euphemia war auch diese Kirche mit dem Altar im Osten, wo die Sonne aufgeht, und dem Eingang im Westen, wo die Sonne untergeht, konzipiert: der Gläubige, der hereintrat, ließ das Dunkel hinter sich, um auf das Licht des Glaubens zuzugehen. Und auch die dritte Basilika von Grado durchlief verschiedene Phasen bis zur Zerstörung, vielleicht durch einen Brand, und wurde zwischen dem 8. und 9. Jahrhundert endgültig aufgegeben. Nach Ansicht einiger Experten wären Kirche und Baptisterium für einen bestimmten Zeitraum der Antike für den arianischen Kult bestimmt gewesen. In der südwestlichen Ecke des Platzes, wo sich heute ein Wohnhaus in der Nähe der Strandpromenade befindet, stand ein napoleonisches Fort. Nach dem Abriss des letzteren wurden Anfang des 19. Jahrhunderts die frühchristlichen Überreste ausgegraben. Die ehemalige «Pension Fortino» war im Besitz der Familie von Josef Maria Auchentaller, einem berühmten österreichischen Künstler und Wiener Secessionisten . Dank seiner Präsenz auf der Insel, seiner Kunst und seines Bekanntenkreises, darunter Otto Wagner, Gast im «Fortino », trug er zum Ansehen von Grado als Ferienziel Mitteleuropas bei. Zuletzt, im Bereich des ehemaligen Pfarrhauses auf der Nordseite des Platzes, finden Sie das Museo Civico, in dem der wertvolle Schatz des Doms aufbewahrt und ausgestellt ist. Er besteht aus außergewöhnlichen Artefakten der Goldschmiedekunst und seltenen Meisterwerken der sakralen Kunst aus der frühchristlichen und hochmittelalterlichen Zeit, das heißt aus dem patriarchalischen Grado.

Elegante Villen im Jugendstil

Bei einem Bummel durch das Zentrum kann man in der Via Carducci , in der Viale Dante und in der Viale Regina Elena einige Jugendstilvillen, Zeitdokumente der österreichisch- ungarischen Monarchie, entdecken. Grado lag in unmittelbarer Nähe zur Hauptstadt des Kaiserreiches und deren ehemaligen Hafenstadt Triest. Auf Grund der Thermalbäder und des Badebetriebs bevorzugten Adel und Großbürgertum die Insel den anderen Orten an der Oberen Adria. 1892 zum Luftkurort erklärt, erstanden rasch mehrere Villen und einige dieser, ursprünglich Ferienhäuser, entwickelten sich zu namhaften Hotels. Manche der kleineren Villen existieren nicht mehr oder wurden in den Jahren umgebaut, andere wiederum sind im Laufe der Zeit sorgfältig erhalten geblieben: eine der repräsentativsten, in Via Carducci Nr. 7 ist der Privatbesitz „Villa Liberty“. Harmonie von Guss- und Schmiedeeisen, die bunte Verglasung der Fassade, die geschwungenen Linien der Blumenornamente und der Frauenmotive sind Ausdruck dieser kunstgeschichtlichen Epoche. Der architektonische Stil ist in den Holzdekorationen oder den bunten Fließen unter den Stieldächern zu erkennen. Der Jugendstil erlebt seine Blütezeit an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert: er richtet sich gegen den Historismus der akademischen Tradition und verbindet Architektur und die einzelnen Sparten der Kunst zu einem einheitlichen, ästhetischen Gesamtkunstwerk. Die Wiener Secession und die Wörthersee Architektur sind Ausdruck dieses Konzeptes. Die „Ville Bianchi“ wurden Anfang 19. Jhdt. im Auftrag von Leonhard Bianchi auf Sand erbaut. Er ließ das Baumaterial von Belvedere auf Booten nach Grado transportieren und subventionierte, gemeinsam mit dem österreichischen Statthalter, die Ausgrabung eines artesischen Brunnens. Damit leistete er einen bedeutenden Beitrag zur Modernisierung der Insel. Bahnbrecher des Tourismus, leitete die Familie Bianchi die 5 Villen Marina, Spiaggia, Onda, Stella Maris und Adria bis zum Jahr 1987. Nach dem Verkauf erfolgte eine umfassende Renovierung. Das Monogramm „FJ“, Franz Joseph, mit dem Doppeladler ist auf „dem ehemaligen kaiserlichen Tor“, heute die Verzäunung Richtung Strand, erhalten geblieben. In der Viale Dante wurde 1912 die „Villa Reale“ fertiggestellt. Ursprünglich im Privatbesitz von Hugo Anbelang wird sie darauffolgend von einem Enkel Carl Warhaneks, auf den auch die Entstehung der ersten Fabrik zur Sardinenkonservierung zurückgeht, übernommen. Sie scheint erstmals 1914 als „Villa Imperiale“ im Verzeichnis der Kurverwaltung auf. Seit 1923 besitzt und leitet Familie Warhanek das Hotel. Die Villa, mit modernem Komfort ausgestattet, und der schöne Garten haben die Merkmale der Vergangenheit beibehalten. Sie beherbergte in den letzten Jahrzehnten , wie auch in Zeiten der österreichisch-ungarischen Monarchie, prominente politische Persönlichkeiten und berühmte Künstler. Seit 1907 befinden sich in der Fußgängerzone auch „Villa Erica“ , ein Hotel mit romantischem Flair und seit 1927 die nahegelegene elegante „Villa Bernt“. Beide Hotels werden den heutigen Anforderungen der modernen Zeit gerecht und haben den Charme der Entstehungsjahre bewahrt: den kaiserlich-königlichen mit den Urlaubern aus Mitteleuropa und den gehobenen Tourismus der 20er-Jahre, als der Art Deco den Liberty ersetzte.

Rosenpark (Parco delle Rose)

Vor einiger Zeit wurde Grado mit dem begehrten "Nationalen Qualitätssiegel - Blumenreiche Gemeinde" mit 4 goldenen Blumen für die Qualität, Pflege und Förderung von öffentlichen Grünflächen und Blumen sowie für die positive Bewertung von Sauberkeit, Ordnung und ökologischer Umweltgestaltung ausgezeichnet. Diese prestigeträchtige Auszeichnung kam zu den anderen hinzu, die unsere Insel im Laufe der Jahre erhalten hat, wie die europäische Goldmedaille bei der Entente Florale Europe im Jahr 2011 und die Silbermedaille bei Communities in Bloom, einem internationalen Wettbewerb. Der 30.000 Quadratmeter große Parco delle Rose ist die grüne Lunge der Insel. Der Park wurde Mitte der 20er Jahre auf Initiative von Biagio Marin angelegt, der mit seinem lyrischen Werk zum literarischen Ruhm der Insel beigetragen hat, und ihm zu Ehren wurde hundert Jahre nach seiner Geburt ein Denkmal eingeweiht. Als der Parco delle Rose ins Leben gerufen wurde, war Biagio Marin Direktor der örtlichen Badeanstalt, und obwohl sich viele gegen das Projekt aussprachen, setzte er sich, trotz einer drohenden Klage gegen den Bau des Parks durch; das Projekt wurde zwar verkleinert, aber dennoch durchgeführt, um Kühle und Schatten in der Nähe des immer stärker ausgestatteten Sandstrandes zu schaffen. Die wunderschöne Grünanlage verbindet somit das Zentrum von Grado vom Haupteingang zum Strand bis zu den Thermen und dem regionalen Kongresszentrum. Es ist nicht nur ein Gebiet für angenehme Spaziergänge und verschiedene Arten von körperlicher Betätigung, sondern es gibt auch zahlreiche Spielplätze für Kinder und Erfrischungsmöglichkeiten. Neben der geplanten Bepflanzung mit 150 verschiedenen Rosensorten beherbergt der Park auch Palmen, Seekiefern, immergrüne Magnolien und andere hohe Bäume und Sträucher, die stets gut gepflegt werden und für deren Instandhaltung ganzjährig städtische Angestellte und saisonale Hilfskräfte eingesetzt werden. Die Erhaltung von Grünflächen ist nicht statisch, und ständig werden Projekte und Verbesserungen an Blumenbeeten und Pflanzen sowie an Wegen, verschiedenen Installationen und architektonischen Werken vorgenommen. Erwähnenswert ist die Anpflanzung der dornenlosen Rose "Maria Teresa", einer Hundertblättrigen Rose aus dem 18. bzw. 19. Jahrhundert, die vor kurzem von einem passionierten Fachmann aus den Brombeersträuchern des ehemaligen Bahnhofs von Grado in Belvedere geborgen wurde, sowie die Neugestaltung der Arena für Open-Air-Veranstaltungen und die allgemeine Aufwertung des Parks durch besondere ökologisch Maßnahmen. Grado garantiert seinen Gästen zusätzliche Grünflächen, darunter das weitläufige Pineta-Gebiet und andere, in denen Bäume zum Gedenken an verdienstvolle Gradeser oder verstorbene Angehörige gepflanzt werden. Außerdem kann man an verschiedenen Stellen der Insel typische Beispiele der "ars topiaria" mit eindrucksvollen Pflanzenskulpturen bewundern. Die immer zahlreicher werdenden Kreisverkehre sind mit schönen Arrangements geschmückt, die je nach Jahreszeit variieren, und die so genannten "historischen" öffentlichen Gärten sind Teil des lokalen Charmes, in denen auch immer wieder Themenmärkte stattfinden. Die Marchesaner Gärten zwischen Viale Dante und Viale Regina Elena mit einem ganz besonderen modernen Brunnen befinden sich dort, wo in den 1960er und 1970er Jahren eine bei Kindern beliebte Eislaufbahn war. Die Oransz-Gärten hingegen sind eine traurige Erinnerung an das tragische Ende von Dr. Moritz Oransz und seiner Frau Sofia, Wohltäter und "Pioniere" des Tourismus in Grado zu Beginn des 20. Jahrhunderts; Leider wurden sie zur Zeit der Nazi-Besatzung zunächst nach Triest und dann nach Auschwitz deportiert, wo sie am Tag ihrer Ankunft starben. Unter den Bäumen am Ende der Viale Europa Unita, im Bereich der Via Mazzini, erinnert eine Gedenktafel an das Ehepaar Oransz, das mit dem Betrieb des Pflegeheims "Alla Salute" nicht nur Gutes für unsere Stadt getan hat, sondern auch dazu beigetragen hat, dass sie für ihre heilenden Eigenschaften bekannt und geschätzt wurde. So überlebt in positiver und dankbarer Erinnerung in der grünen Umgebung des Meeres und des Strandes das tragische Ende und der Wahnsinn einer schmerzhaften Periode der jüngsten Geschichte.

Kongresshaus

Im Vergleich zu den anderen Stränden der Oberen Adria hatte Grado schon immer eine längere Saison, aufgrund der ausgezeichneten Dienstleistungen der Thermen und seiner attraktiven, malerischen Altstadt. Ebenso ist der Reiz, den unsere Insel auf Naturliebhaber ausübt, unwiderstehlich, und das besonders außerhalb der Sommersaison: denken Sie nur an die außergewöhnliche Schönheit der Lagune und an das Angebot der vielfältigen Sportaktivitäten wie Golf, Segeln und Kanufahren oder, für Biker an das Netz von Radwegen, die es ermöglichen, das Hinterland zu entdecken. Nicht zuletzt ist in Grado schon im Frühling oder Herbst ein Spaziergang auf der so genannten «Diga» und am Meer besonders erholsam, während die Liebhaber der guten Fischküche die Insel zu jeder Jahreszeit besuchen. Grado und Barbana sind fast das ganze Jahr über Ziel für Wallfahrten und religiösen Tourismus, Studienreisen und Kongresse. Einige Hotels verfügen über eigene Konferenzräume, aber entscheidend für die Entwicklung des Kongresstourismus ist der Palazzo Regionale dei Congressi. Er wurde 1980 vom Architekturbüro Avon e Associati in Udine geplant und mit öffentlichen Mitteln errichtet; er befindet sich zwischen den Thermalbädern und dem Rosenpark, hat eine Fläche von mehr als 2. 000 Quadratmetern und beherbergt ein Auditorium mit über 1. 000 Sitzplätzen, sowie etliche Säle mit geringerer Kapazität. Wesentlich für ein Kongresszentrum sind zweifellos die Funktionalität und die Modularität der Räume, Eigenschaften, die die Architekten Gianni Avon und Marco Zanuso damals schon sehr gut kennen. Der Stil spiegelt die typischen Tendenzen der Architektur zwischen Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre wider. Nach der beiden Erdbeben 1976 in Friaul entschieden sich die Architekten für eine Konstruktion mit erdbebensicheren Schutzmaßnahmen. Unser Kongresshaus wurde unter anderem von dem großen Historiker und Architekturkritiker Bruno Zevi sehr geschätzt, und wir werden versuchen, anhand seiner positiven Rezension aus dem Jahr 1980, zu erklären, warum: Die Wahl der Volumen basiert auf einem Grundquadrat mit einer Seitenlänge von 45 Metern, auf dem sich zwei weitere Quadrate überlappen, eines gedreht und eines parallel; die große interne Struktur ist somit räumlich gesehen recht dynamisch. Man entschied sich für die Verwendung von weißem Sichtbeton, mit Rillen oder diagonalen Riefelungen, um einen Hell-Dunkel-Effekt zu erzeugen, je nach den unterschiedlichen äußeren Lichtverhältnissen. Der obere Teil des Gebäudes ist mit grauen Steinkacheln im Schachbrettmuster verfliest. Der Zugang zum großen Innenfoyer ist vom Portikus im Erdgeschoss aus möglich, und Zevi stimmte den Lösungen für die verschiedenen Tätigkeits- und Funktionsbereiche vorbehaltlos zu: vom Sekretariat bis zur Garderobe, von der Bar, zu den Ausstellungsräumen, bis zu den Möbeln in denen er Funktionalität und ästhetischen Geschmack erkannte. Das Kongresshaus von Grado, mit moderner Technik ausgestattet, ist Veranstaltungsort für vorwiegend lokale und internationale Kongresse, darunter die «Ärzte-Tage», an denen Wissenschaftler und Mediziner aus den deutschsprachigen Ländern teilnehmen, aber auch für Ausstellungen und Kulturveranstaltungen verschiedenster Art, Konzerte und Theateraufführungen. Zuletzt, zusätzlich zu der gepflegten Vegetation, die den Palast umgibt, erwähnen wir, dass sich seitlich der Tennis Club Grado befindet, während die Thermen und der Strand nur einige Meter entfernt sind. Daher ist Grado als Tagungsort besonders ansprechend und bietet aufgrund seiner abwechslungsreichen Umgebung einen idealen Ausgangspunkt für Begleitveranstaltungen und Ausflüge zur Ergänzung des Kongressangebotes.

Barbana

Barbana und Grado sind mit einem regulären Schifffahrtsdienst, intensiver vor allem im Frühjahr und Sommer, verbunden. Diese kleine drei Hektar große Insel liegt östlich von Grado, und ist auch mit privaten Booten nach einer etwa zwanzigminütigen Fahrt zwischen den Naturschönheiten und der Ruhe der Lagune erreichbar. Am Wallfahrtsort Barbana befindet sich eines der ersten Marienheiligtümer, dessen Ursprünge auf das Ende des 6. Jahrhunderts zurückgehen; die Insel wurde erst im Jahre 734 in einem päpstlichen Dokument erwähnt. Zwischen Geschichte und Legende wird erzählt, dass eine Flutwelle ein Marienbild auf eine Ulme dieser Küste geschleudert hat; die Ikone oder Statue wurde vom Einsiedler Barbano aus dem antiken Treviso gefunden. Der damalige Patriarch von Grado Elias ließ in der Nähe des Ortes der Auffindung eine Kirche errichten und nach der späteren Hinzufügung eines Klosters wurde Barbano Prior und von ihm der Name der Insel abgeleitet. Wächter des Heiligtums waren lange Zeit die Benediktiner, dann die Franziskaner-Konventualen, und in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts löste Venedig das Kloster auf; in der Neuzeit gab es auf der Insel bis 2019 die Minderbrüder, während heute Benediktinermönche der Benediktiner-Kongregation Brasiliens präsent sind. Sie gründeten Anfang 2020 das Kloster S. Maria di Barbana mit dem Motto: «ORA ET LABORA. » Die heutige Kirche ist die, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts im neoromanischen Stil mit vagen orientalischen Elementen neu erbaut wurde. Der knapp 50 Meter hohe Glockenturm wurde Ende der 20er Jahre eingeweiht, und die heutigen Glocken durch Einschmelzen deutscher Kanonen aus dem Zweiten Weltkrieg hergestellt, um den Frieden zu symbolisieren. Im Inneren beeindruckt die einzigartige Aquasantiera aus rotem Marmor von Verona, die den Teufel darstellt, der vom Gewicht einer großen Muschel mit Weihwasser erdrückt wird. Die dreischiffige Struktur hat eine Holzdecke mit umgestelltem Schiffsrumpf : diese Form, die in einigen Kirchen nach dem Vorbild der prachtvollen Patriarchalbasilika von Aquileia übernommen wurde, sollte an die Arche Noah, Symbol des Heils und des Schutzes erinnern. Fresken aus den späten 30er Jahren zieren die Hunderte von Quadratmetern der Kuppel mit Szenen zum Thema Marian und die Ursprünge des Heiligtums. Die ehrwürdige Holzstatue, die Maria als Mutter mit dem Jesuskind auf dem Knie und als Königin auf dem Thron darstellt, ist das Werk eines unbekannten Autors, das wahrscheinlich auf den Anfang des 16. Jahrhunderts zurückgeht; sie wird am 15. August und am 8. September in einer Prozession durch die Insel getragen, anlässlich der Mariä Himmelfahrt und der Geburt der seligen Jungfrau. Die berühmteste Prozession ist die traditionelle "Perdòn" am ersten Sonntag im Juli, die an das alte Gelübde der Bewohner von Grado erinnert, sie vor der Pest von 1237 zu bewahren: die Statue der Madonna degli Angeli in der Basilika S. Eufemia wird von Grado nach Barbana an Bord eines mit Flaggen und Blumen geschmückten Bootes gebracht und eine Vielzahl von Booten der Inselbewohner und Touristen folgen ihr in einer Prozession auf dem Wasser; nach der Messe auf der kleineren Insel kehrt man zur größeren Insel zurück und für den jeweiligen Durchgang des religiösen Umzuges wird die Drehbrücke zwischen Grado und der Lagunenstraße in Richtung Aquileia geöffnet. Vor dem «Perdòn» wird der «Sabo grando» gefeiert, der große Samstag mit Musik, charakteristischen Gesängen und Trinksprüchen vor allem in der Altstadt von Grado. Das Heiligtum bewahrt eine Vielfalt von Votivgaben, die die jahrhundertealte Marienverehrung der Menschen von Land und Meer bezeugen: zur Zeit sind in der Kirche die «Silberherzen» ausgestellt; in der Kräuterkammer des Komplexes gibt es die Sala Ex-Voti, in der Gegenstände von Gläubigen und Votivbilder zur Erinnerung an die empfangene Gnade gestiftet wurden, mit der typischen Abkürzung P. G. R. , für Heilungen oder für die Rettung des Lebens von Unfällen, Bränden und Naturkatastrophen. In der Nähe des Heiligtums wurde Mitte des 19. Jahrhunderts die „Cappella dell’Apparizione“ zu Ehren des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis gebaut; sie ist von einem kleinen, malerischen Friedhof umgeben. Wenn Barbana zu Zeiten des antiken Aquileia und Gradus Lazarett und Quarantäneort für Infektionskrankheiten war, so bietet heute die klösterliche Gastfreundschaft des "Domus Mariae" einen Ort der geistigen Ruhe und Besinnung.